EINFACH GEHALTENES MACHO-GEHABE
“Yankee in Puerto Rico is the slang we use for someone tall, who is big in what he does. So the name means Big Daddy.”
(“Yankee ist Umgangssprache in Puerto Rico und bezeichnet jemanden, der groß ist; der groß ist in das, was er tut. Also bedeutet der Name Großer Vater”)
Zum Glück wurde sein Name nicht ins Deutsche übersetzt. Denn mit dem Künstlernamen “Großer Vater” kommt man vermutlich nicht sehr weit.
Soweit also Daddy Yankee’s Erklärung zu seinem Namen. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm also schon mal nicht. Mittlerweile ist es jedoch schon durchaus gerechtfertigt Ramón Luis Ayala Rodríguez, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, so zu bezeichnen.
Er gilt nämlich als großes Vorbild in der Raggaeton-Szene und hat es mittlerweile weit gebracht. Über 11 Millionen Alben hat er laut seiner Website bereits verkauft und diverse Preise gewonnen. So bekam er zum Beispiel für sein 3. Album “Barrio Fino” den “Lo Nuestro Award” in der Kategorie “latin music”. Dieses Album bedeutete für ihn auch erstmals Erfolg und Anerkennung in Europa, nachdem sein zweites Album “El Cangri.com” bereits internationale Erfolge in den USA feierte. Insgesamt erhielt er mittlerweile 11 “Premios Juventud Awards”, 9 “Billboard Latin Music Awards”, 4 “Premios Lo Nuestro Awards” und 2 “Latin Grammys”.
Seine Karriere begann damit, dass er auf den Mixtapes von DJ Playero diverse Gastauftritte performte. Dadurch wurde er langsam bekannt. Raggaeton war zu dieser Zeit, Anfang der 1990er Jahre, in Puerto Rico noch in den Kinderschuhen und wurde gerade erst populär.
“We would do hip hop and the Puerto Rican DJs would play a vynil with hip hop on one side, and a vynil with reggae and dancehall on the other. They played them together and do a remix. And we would rap over the beats.”
(„Wir machten Hip Hop und die Puerto Ricanischen DJs spielten eine Vinyl mit Hip Hop auf der einen Seite und eine Vinyl mit Raggae und Dancehall auf der anderen. Sie spielten sie zusammen und machten einen Remix. Und wir rappten zu den Beats.”)
Doch was macht ein Künstler, wenn er in seinem Bereich seinen Bekanntheitsgrad maximiert hat und international erfolgreich ist? Er könnte sich zum Beispiel vor lähmender Langeweile retten, indem er eine eigene Tequila-Sorte herausbringt. Oder vielleicht eine eigene Luxusuhrenkollektion? Viele andere Künstler bevorzugen es, ein eigenes Parfum auf den Markt zu werfen. Auf jeden Fall aber eine eigene Plattenfirma!
Richtig geraten, genau das alles hat Daddy Yankee nämlich schon gemacht und so nicht nur die Langeweile bekämpft, sondern seine Einkommensquellen auch noch schön gestreut. Andererseits engagiert sich Daddy Yankee auch für Menschen, die keine eigene Duftkollektion in hübschen Flacons verkaufen. So kümmert sich eine Organisation namens „Daddy’s House“ um Waisenkinder in der Dominikanischen Republik. Leider gibt es hierzu nur wenige Hinweise im Netz. Er sollte mehr Werbung machen.
Im Song “Gasolina”, der auf dem dritten Album erschien, beschreibt er sehr authentisch seine Bewunderung für hübsche Frauen, die nicht genug von fossilem Brennstoff bekommen können.
„A ella le gusta la gasolina. Da me mas gasolina!
Como le encanta la gasolina. Da me mas gasolina!“
Zu deutsch bedeutet dieser Refrain ungefähr das hier:
“Sie mag Benzin. Gib mir mehr Benzin!
Wie sehr sie Benzin liebt. Gib mir mehr Benzin!”
In den Strophen erfahren wir zum Glück etwas mehr über Daddy’s Botschaft. Er sei wahnsinnig verrückt nach Frauen, die gerne feiern und sich hübsch machen, wenn sie sogar nur kurz um das Karree laufen. Nach Frauen, die ihren Tank mit Adrenalin füllen, nie ihre Motoren ausmachen und in die sich jeder verliebt.
Instrumentalisch passt der Song sehr gut zu seinem lyrischen Pendant. Der Song ist sehr simpel komponiert und zeigt nur wenige Facetten auf. Doch gerade dieser Song markierte den Durchbruch in Europa. Zu Recht! Wenn du willst, dass etwas erfolgreich wird, mache es so simpel wie möglich. In der Einfachheit liegt die Eleganz. Obwohl, elegant ist der Song nicht gerade. Wir hören in spanische Worte gefasstes Machogehabe mit Puerto Ricanischem Akzent.
Aber irgendwie reißt der Song einfach mit. Ich persönlich habe ja sowieso einen Hang zu Raggaeton. Sei es drum, diese charmante Banalität und Direktheit geht in die Beine und ist ein Partygarant.
Ingo