TYPISCH VOLKSTÜMLICHES
1959 wurden folgende Prominente geboren: Bryan Adams, Kevin Spacey, Morton Harket (von a-ha) und so eine deutsche Schwarzenegger-Kopie, die beim Thema TV-Abfall immer ganz vorne dabei ist, Ralf Möller. Sie hingegen war in diesem Jahr bereits ganze 28 Jahre alt und definitiv auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, nicht zuletzt aufgrund der erstmaligen Grammy-Nominierung als beste Sängerin: Caterina Valente. Chanson-, Schlager- und Jazz-Legende, Entertainerin und Schauspielerin, kurz: ein absolutes Multitalent, das sich in ihrer Zeit mehr Lorbeeren und Anerkennung verdient hat als sämtliche anfangs erwähnten Kollegen, die eben 1959 das Licht der Welt erblickten.
Ihr Repertoire schien grenzenlos, es gab nichts, was die Deutsch-Italienerin (und gebürtige Französin) nicht beherrschte – den softigen Heimatschlager genauso wie den anspruchsvolleren Bossa-Nova, und erst recht nichts, was sie nicht bereits an Auszeichnungen eingeheimst hat: Goldene Kamera, Bambi, Echo, Bundesverdienstkreuz.
„Sonnenschein“ sang sie zusammen mit ihrem älteren Bruder Silvio Francesco und bot typisch Volkstümliches, was man von „der Valente“ erwarten durfte: sehr schwerfällig, im Refrain mit viel Pathos und Wehleidigkeit vorgetragen, zwischendurch mit lieblichen Flötentönchen, alles in allem: Konservenware. Doch selbst wenn es zahlreiche lebendigere, gefühlvollere und letztlich bessere Stücke von ihr gibt, „Sonnenschein“ ist dann halt doch das, was gnadenlos in die Endfünfziger Jahre hineinpasste: Simple Melodie, leicht verdaulicher Text, Heimatbezug, Beziehungsschmerz, na und halt alles Weitere, was jene recht unpolitische Periode der deutschen Geschichte auszeichnete.
Ach ja, weiterhin 1959 geboren wurden auch Hella von Sinnen, Ulrich Matthes, Magic Johnson, Katja Flint, Christian Wulff… ach herrjeh, lassen wir das.
Aktuell: Caterina Valente hat sich weitestgehend aus dem Showgeschäft zurückgezogen, zeigt sich aber auf ihrer Website hin und wieder mit aktuelleren Fotos, offensichtlich ihren Ruhestand ausgiebig genießend. Silvio Francesco erlag 2000 im Alter von 73 Jahren einer Krebserkrankung.
Urteil: Es sind halt die Fünfziger, für unsere Generation ist dieser mäßige Hit eher nichts. Aber was soll man schon gegen einen Song sagen, der „Sonnenschein“ heißt? Also denn, 6 von 10 Punkten.
Jan