Datum | 1987 |
höchste Platzierung | 10 |
Album | Loeb C.D. |
Website | – |
EIN LOBLIED AUF DIE FAULHEIT
Sommer 1987: Musik aus Frankreich ist in Deutschland gerade super angesagt. „Voyage Voyage“ von Desireless blockiert wochenlang Platz 1 der Singlecharts. Im Fahrwasser laufen im Radio auffĂ€llig viele französische Titel, vom eher schlagerhaften Liedermacher Julien Clerc bis zu den avantgardistischen Les Rita Mitsouko. In den Top 10 der Verkaufshitparade landen nach Desireless drei weitere stilistisch eigenwillige Frauen: Guesch Patti („Etienne“), Vanessa Paradis („Joe le Taxi“) und Caroline Loeb.
Letztere stammt aus einer sehr kunstaffinen Familie mit Galeristen, Schriftstellern und Schauspielern. Caroline wĂ€chst in New York auf, zieht mir 16 nach Paris, um sich selbst kĂŒnstlerisch zu verwirklichen. Sie verdient ihr Geld hauptsĂ€chlich als Schauspielerin. In den 70er und 80er Jahren spielt sie in rund 20 Filmen mit, unter anderem an der Seite von Isabelle Adjani und Juliette Binoche. AuĂerdem ist sie im Theater zu sehen.
1982 probiert sich Caroline Loeb auch als SĂ€ngerin. Ihr Album „Pirananai“ floppt total. Gut vier Jahre spĂ€ter startet sie einen neuen Versuch, diesmal mit Erfolg: „C’est la ouate“ wird europaweit ein Hit. Die Soundmischung aus Chanson und Synthie-Pop trifft genau den Nerv der Zeit. Der Text lĂ€sst sich interpretieren als eine Hymne an den MĂŒĂiggang: eine Frau lebt faul in ihrer eigenen Welt aus Watte und TĂŒll, lĂ€sst es sich gut gehen, vernascht einige MĂ€nner und schert sich einen Dreck um das, was andere ĂŒber sie denken.
Schnell wird klar, dass Caroline Loeb ein Klassiker des französischen Pop gelungen ist: Sogar der nicht gerade als Popexperte berĂŒhmte StaatsprĂ€sident François Mitterrand antwortet 1987 auf die Frage, welche Popsongs er kennt: „Câest la ouate“.
Leider kann Caroline Loeb diesem Erfolg nichts nachlegen. Ihre Nachfolgesingles klingen wie ein fader Aufguss des alten Rezepts („Ă quoi tu penses?“ erreicht gerade noch Platz 67 in Deutschland). Also konzentriert sie sich neben lukrativen Nebenjobs als Romanautorin oder Radiomoderatorin hauptsĂ€chlich aufs Theater, wo sie sich auch als Dramaturgin und Regisseurin in Frankreich einen Namen macht. So ganz lĂ€sst sie allerdings die Finger nicht von der Musik: Hier und da veröffentlicht sie neue Songs im Netz und wenn sich mal die Gelegenheit ergibt, singt sie sehr gerne noch ihren einzigen Hit bei 80er-Jahre-Shows.
Aktuell: Wer aufmerksam durch Paris lÀuft, entdeckt nach wie vor Theaterplakate, auf denen der Name Caroline Loeb steht.
Urteil: Ein netter Beitrag zum 80er Jahre Synthie-Pop. Leider ĂŒbertrug sich der besondere Charme von „C’est la ouate“ nicht auch auf andere Songs von Caroline Loeb.
Björn StröĂner
http://www.dailymotion.com/video/x16tnc6_caroline-loeb-c-est-la-ouate-clip-officiel_music