Datum | 1994 |
höchste Platzierung | 10 |
Album | To The Maxximum |
Website | – |
TRANCELANGEWEILE IM POTPOURRI DER TECHNOBEAT-ATHLETEN
Shoppen, Spielfilme und Fitness: Die Marke „Maxx“ findet in vielen Spielarten Verwendung. TKMaxx, ProSieben Maxx oder Maxx, das exklusive „Gesundheitszentrum“ sind nur drei Beispiele dafür. Aber in der Tiefe der Neunziger Jahre, in den dunklen Gemächern der europäischen Mainstreampopkultur, die so gnadenlos dem schlechten Geschmack Vorschub leistete, verbarg sich ein weiteres ambitioniertes Projekt mit jenem Namen. Maxx bildete die Abkürzung für Maximum Ecstasy – als hätte die Zeitgeistdroge des Technozeitalters nochmal eine zusätzliche Huldigung nötig gehabt. Und hinter Maxx standen zwei Männer, die unbarmherzig auf die bewährte Eurodance-Karte setzten.
David „The Hitman“ Brunner und Jürgen Wind gründeten das Projekt im Jahr 1993, Wind war später noch an The Real McCoy wesentlich beteiligt. Den Gesang zu Maxx steuerte Linda Meek bei, die Rapparts Gary Bokoe. Fertig war die deutsch-schwedische Zusammenarbeit. Nun konnte die 138 BPM schnelle Trancelangeweile ihre Nische im Potpourri der Technobeat-Athleten suchen. Nachdem „Get-A-Way“, ein Drei-Akkord-Fabrikat mit Sängerin Miss Ausdruckslos und Rapper Unangenehm Nasal, nur knapp die deutschen Top 10 verfehlte, schaffte „No More“ den knappen Einstieg auf Platz 10. Variation? Eher ein träger und halbherziger Versuch, die 4/4-Takt-Apparatur ohne größere notwendige Anpassungen auf einen Nachfolgehit zu überstülpen. Denn „Get-A-Way“ hatte im Übrigen, auf bescheidenem Niveau, etwas mehr Zug.
Wie bei allen Eurodance-Stücken üblich, ist bei „No More“ nicht nur das hier bereits das gewöhnliche Wechselspiel von weiblichem melodischem Refrain und stakkato-meckerndem GI-Rap. Wie bei allen Eurodance-Stücken üblich, dominiert hier auch ein textlicher Mariannengraben von unvergleichlicher Brillanz. Man möge sich nur jenes Beispiel aus Bokoes erstem Rapkapitel vor Augen führen: „Bee bop balooba, my brain make boom. I’m sittin‘ all alone, I hope you come back soon. I love you I want you my girl, yes, I do. All that I want is you that’s true.“
Hier regieren der Reimepapst und ein monumentales Vakuum an Aussagekraft, dass man Ohrensausen bekommen möge. Dafür könnten 1994 möglicherweise ein paar Großraumdiskotheken im Landkreis Oberspreewald Lausitz ordentlich gebebt haben, schließlich funktionieren zumindest die trockenen Bassdrums. Wie auch bei den meisten anderen Songs auf dem Debütalbum „To The Maxximum“, das sich irgendwo zwischen Magic Affair, Snap und einer Kiste Cherry Coke bewegte, sonst aber weltweit sicherlich alles andere „euphorical“ (Webseite www.eurokdj.com) aufgenommen wurde. Und wie konnte man sich bei „Suddenly“ eigentlich so dreist bei Madonnas heiligem „Justify My Love“ bedienen?
Aber, mal ehrlich gesagt, was gilt es da eigentlich zu bewerten: Es war schließlich Eurodance!
Aktuell: Maxx treten seit 2014 wieder auf, 2018 gab es eine groß angelegte Tour durch Skandinavien. Angeblich in Original-Besetzung.
Urteil: Schnörkelloser Follow-Up vom Auftakterfolg, das aber irgendwie blass bleibt und nach kurzer Zeit abgekocht ist. Da hatten die meisten Eurodance-Mitwettbewerber mehr in die „Gestaltung“ investiert.
Jan