Datum | 1956 |
höchste Platzierung | 1 |
Album | – |
Website | – |
LIEBLICHER FELTZ-SCHLAGER MIT FERNWEH-KARMA
800.000 – jeder aktuelle Musiker könnte heutzutage vor Glück in die Luft springen, wenn er nur annähernd diese Zahl an Single-Verkäufen erreichen würde. Beispiele gefällig? „Mensch“ von Herbert Grönemeyer schaffte 2002 etwa 520.000 verkaufte Einheiten in Deutschland, „From Sarah With Love“ von Sarah Connor brachte es auf 750.000 und der „Kuschel Song“ von Schnuffel immerhin noch 300.000, alles Nummer 1-Hits. Aber ganze 800.000 verkaufte Platten? Das schafften nicht viele – die Dürenerin Margot Eskens erreichte jedoch diese Schwelle problemlos. „Tiritomba“ heißt der Song, welcher 1956 von März bis August die Spitze der deutschen Charts besetzte.
Gewissermaßen ist das Schlagerstückchen nichts Außergewöhnliches: Ein weitestgehend in Dur gehaltener Midtempo-Beitrag mit lieblichem Gesang und Komparsenchor, dazu ein keuscher Text über die hingebungsvolle Zuneigung zu einem Jüngling irgendwo im sonnigen Süden, die schließlich jäh enden musste. Eine Kostprobe: „Und er sprach zu mir von Treue und von Liebe, ach, wenn’s immer doch so bliebe. Gab ein Ringlein mir und eine rote Rose, in der schönsten Nacht im Mai. Tiritomba, Tiritomba, einmal möcht‘ ich noch in deine Augen sehn. Tiritomba, Tiritomba, denn die Liebe ist so schön.“
Südländische Sehnsüchte, melancholisches Flair – es gibt keinen Schlagersong in den 50er und 60er Jahren, der nicht mit dieser Rezeptur aus den magischen Händen des Produzenten- und Textergenies Kurt Feltz in die Annalen der Musikgeschichte eingegangen wäre. Auch Margot Eskens ließ sich von ihm ihre Platten vergolden, bis 1961 die Zusammenarbeit beendet wurde. Feltz gelang alles, was er anfasste: „Der Mond hält seine Wacht“ von Peter Alexander – Platz 1. „Wo meine Sonne scheint“ von Caterina Valente – Platz 1. „Souvernirs“ von Bill Ramsey – natürlich ebenfalls Platz 1. Nicht anders bei Margot Eskens, deren „Tiritomba“ auf die bereits erwähnten 800.000 Schallplatten kam. Das ergäbe nach heutiger Regelung zweimal Platin.
Selbst ein Grönemeyer könnte sich an jener jungen Lady ein Beispiel nehmen.
Aktuell (2019): Margot Eskens lebt heute am Wörthersee und genießt ihren Ruhestand.
Urteil: Herziger und mit süßlichem Text versehener Schlager, der den üblichen Südseeinsel-Schmalz darbietet, aber das durchaus in naiv-sympathischer Weise.
Jan