Datum 1969
höchste Platzierung 1
Album Abbey Road
Website http://www.thebeatles.com/

BLUESIGES ABSCHIEDS-HAPPENING FÜR ALT-HIPPIES

Die Luft war raus, inzwischen dominierten fortwährend die internen Konflikte und die Missstimmungen, und die zuletzt produzierte (jedoch erst 1970 veröffentlichte) Platte „Let It Be“ galt im Vergleich zu den vielen großartigen Veröffentlichungen zuvor (wie beispielsweise das „White Album“) als relativ schwach. Streitigkeiten hin, Kritiken her, für ein letztes Album wollten sie sich dann doch nochmal zusammenraufen, und es gelang ihnen mit Bravour: „Abbey Road“ bildete einen glanzvollen Abschluss ihrer Karriere. Neben dem überragenden George Harrison-Stück „Something“ und dem gleichsam fröhlich wie wehmütig angehauchten „Here Comes The Sun“ offenbart sich vor allem „Come Together“ als Tophit auf dem Album. Letztgenannter Titel ist zugleich auch die einzige Auskopplung.

Grundlage des Textes war ein früherer Song John Lennons, der sich für die Gouvneurskampagne Timothy Learys gegen Ronald Reagan in Kalifornien eingesetzt hatte. Leary galt als einer der berühmtesten Vertreter der amerikanischen Hippie-Bewegung in den 60er und 70er Jahren und trat verstärkt für die Freigabe von bewusstseinserweiternden Drogen wie LSD und Mescalin ein, zudem war er bereits an den Aufnahmen zu Lennons „Give Peace A Chance“ beteiligt. Mit seiner Kampagne „Come together, join the party“ versuchte er öffentlichkeitswirksam als Gegenspieler zum amtierenden Gouverneur Reagan aufzutreten und gegen dessen konservative Haltung zu den Studentenunruhen und dem Vietnamkrieg anzukämpfen. Ob er selber in Regierungsverantwortung treten oder lediglich den umstrittenen Politikstil Reagans kritisieren wollte, war nie wirklich klar gewesen; mit der Festnahme wegen Marihuana-Besitz und der anschließenden Gefängnisstrafe endete die Kampagne jedenfalls abrupt. Lennon war von Leary gebeten worden, einen Song für dessen Initiative zu schreiben – eine Abwandlung jener ersten Komposition war dann „Come Together“. Der Song ist eng angelehnt an Chuck Berry´s „You Can´t Catch Me“ und taugte nur bedingt als aufrührerischer Protestsong für die Massen. (Quelle)

John Lennon übernimmt den Hauptgesang, Paul McCartney wirkt lediglich im Hintergrund mit. Es gibt keinen herausragenden Refrain, dafür zeichnen sich die ungewöhnliche Basslinie und das von McCartney gespielte E-Piano für den bluesigen Stil des Stücks verantwortlich. Der Text konzentriert sich unübersehbar auf die Beschreibung des erwähnten Politrebellen Leary: „He wear no shoeshine, he got toe jam football, he got monkey finger, he shoot Coca Cola, he say I know you, you know me. One thing I can tell you is, you got to be free. Come together, right now. Over me“.

Zum Abschluss zählte also nochmal die große Happening-Geste, das Weltfriedens-Paradigma, mit dem John Lennon die „Beatles“ wie häufig für seine eigenen politischen Ideale vereinnahmte. Am 26. September 1969 wurde „Abbey Road“ veröffentlicht, bereits sechs Tage zuvor erklärte Lennon seinen Rücktritt aus der Band. Das Ende der „Beatles“ war damit endgültig eingeläutet.

Aktuell: Zahlreiche Coverversionen (u.a. von Michael Jackson, Tina Turner und den Eurythmics) zeugen von der Beliebtheit dieses Titels, im Sommer 2012 traten die Arctic Monkeys mit „Come Together“ während der Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele in London auf.

Urteil: Blues, Pop und ein leichter Funk-Einschlag – wie gewohnt vermischen sich in einem Beatles-Song diverse Stile, mit viel produktionstechnischer Raffinesse und einer charakteristischen Hookline.

Jan

The Beatles – Come Together
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