Datum 1989
höchste Platzierung 10
Album Batman
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WIRRES LASTMINUTE-WERK ZUR BATMAN-PREMIERE

Ein Comicheld wurde lebendig. Und das fĂĽr gerade einmal lachhafte 35 Millionen Dollar. Soviel kostete der erste „Batman“-Film 1989, und auch die anderen Zahlen waren beeindruckend: das Einspielergebnis belief sich auf sagenhafte 1,4 Milliarden Dollar, allein Jack Nicholson kassierte fĂĽr seine Rolle als Joker fulminante 60 Millionen Dollar Gage. Tim Burton war damit zweifellos in die Logenplätze der Regisseurgenies vorgestoĂźen. Die Geschichte vom maskierten Helden von Gotham City und seinem ärgsten Widersacher, dem durch den Fall in einen Säuretank verunstalteten Gangster Jack Napier, wurde zu einem opulenten Leinwandabenteuer mit grandiosen Bildern in einem „vom Verbrechen und Korruption beherrschten Universum“ (Lexikon des Internationalen Films) und perfekt besetzten Charakterdarstellern: Michael Keaton verkörperte Batman, der bereits erwähnte Spitzenverdiener Nicholson den Joker und Kim Basinger die Fotografin Vicky Vale.

Als herauskam, dass Basinger und der damals 31jährige Prince eine kurze wilde Affäre im Umfeld der Filmproduktion auslebten, war von einem „sozialen Tabubruch“ die Rede: eine weiĂźe Schauspielerin und ein schwarzer Sänger, das war selbst in Hollywood noch völliges Neuland. Aber der US-amerikanische Sänger aus Minneapolis war zu diesem Zeitpunkt auf markige Schlagzeilen angewiesen, sein Stern war zunehmend am Sinken, das 1988er Album „Lovesexy“ schrammte in den USA weit am Platinstatus vorbei und ein richtiger Hit war dem 1,58 m kleinen Genius auch schon lange nicht mehr gelungen. Nun jedoch ergab sich eine attraktive Gelegenheit: Schon im Vorfeld setzte „Batman“ hinsichtlich Merchandising und Werbung neue MaĂźstäbe, die Erwartungen auf das neue cineastische Wunderwerk wurden nur so in die Höhe getrieben – und Prince war nun fĂĽr den Soundtrack zuständig, wohlgemerkt: fĂĽr den kompletten Filmsoundtrack. Als Titeltrack sollte zunächst „Dance In The Devil“ herhalten, doch Prince erschien der Song als zu dĂĽster. Quasi in der letzten Session entstand „Batdance“.

Ein Track wie ein Drogentrip in „Trainspotting“, wirr, seltsam, verstörend. Kreischen, spontane Rhythmuswechsel, erst Funkanleihen, dann monotoner Beat, hineingeworfene Samples aus dem Film, die Burton dem KĂĽnstler eigens schickte – Prince war während der Produktion nicht nur hörbar in Eile, sondern gewissermaĂźen in einem Rausch. Dass das Lied statt der neun „nur“ etwas ĂĽber sechs Minuten lang dauerte, hatte wohl auch damit zu tun, dass sich groĂźe Probleme beim Pressen der 45er-Single-Vinyls ergeben hätten.

Aber gerade diese Wildheit sorgt fĂĽr eine gewisse Originalität des Songs, der zwar auf spezielle Weise unerträglich ist, aber eben auch auf beeindruckende Weise belegt, mit welchem Experimentierreichtum Prince einst gesegnet war – bevor er jene Keativität nur noch in die Wahl seiner neuen KĂĽnstlernamen steckte…

Aktuell: Prince verstarb am am 21. April 2016.

Urteil: Seltsam unausgegorenes, teilweise sehr anstrengendes, aber gleichermaĂźen fulminantes wie unterhaltsames Werk zur ersten Batman-Verfilmung.

Jan

Prince – Batdance
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