Datum 1958
höchste Platzierung 5
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LIEBLICHER SCHNULZENWALZER

Die Bläser starten, die Geschwister Fahrnberger starten ihre berĂĽhmten Jodelarien und die Kessler-Zwillinge vollfĂĽhren eine Choreographie irgendwo zwischen Circus Krone und Eurythmie: Der Auftakt zum Heimatschlagerfilm „Mein Schatz ist aus Tirol“ verspricht nicht zuviel. Hier wird im Folgenden eifrig gesungen, getanzt und rund um die kleinen koketten Romanzen noch ein bisschen Geschichte erzählt. Es geht um die Tirolerin Winzerin Eva Perner, die sich zunächst in den Schlagerproduzenten Peter Weigand verliebt. Sein Onkel, der erfolglose Mausefallenhersteller Gustav Mummelmann, hat sich seinerseits in die Mariele, die er irrtĂĽmlich fĂĽr Eva hält, verguckt. Als Gustav gegenĂĽber Eva als erfolgreicher Unternehmer und groĂźzĂĽgiger Gönner von Peter auftritt, distanziert sich Eva von ihm, Peter reist daraufhin enttäuscht aus Tirol ab. Doch Evas Sohn Loisl findet eine Möglichkeit, um die beiden wieder miteinander zu verkuppeln.

Wer jetzt nicht bei einem solch originellen Drehbuch vor Begeisterung auf die Knie fällt, wird zumindest die Ansammlung heimischer Stars zu wĂĽrdigen wissen: Joachim Fuchsberger, Walter Gross, die bereits erwähnten Kessler-Schwestern – hier traf zweifellos die Schauspielelite aufeinander. Einen kurzen, dafĂĽr jedoch äuĂźerst melodischen Auftritt inmitten leicht bekleideter Hula Mädchen, entspannt auf einer Hollywoodschaukel, legt die Mitte 20jährige Lolita aus St. Pölten hin. Leidenschaftlich schmettert sie „Fahre mit mir in die SĂĽdsee“, singt von der „Insel der Liebe“ und von der „blauen Zauberblume“, die am „Strande von Hawaii“ blĂĽht und dem Finder die ErfĂĽllung von 1000 WĂĽnschen ermöglichen soll. „Fahre mit mir in die SĂĽdsee, lass dieses Wunder mich sehn. Zeig mir die Insel der Liebe, wo heut noch Märchen geschehn.“

Die österreichische Schlagerlady war zum Zeitpunkt dieses Platz 5-Erfolgs im Jahr 1958 bereits dick im Geschäft, vor allem mit handzahmen Sehnsuchtsschnulzen, die vorwiegend karibische Tänze („Mambo-Lolita“), lateinamerikanische Regionen („Mexicano“) und Seemannsträume („Lorena“) behandelten. Mit der „blauen Zauberblume“ walzerte sich Edith Einziger, wie sie mir bĂĽrgerlichem Namen hieĂź, durch eine knapp ĂĽber 2 Minuten kurze Kitschnummer, die fĂĽr die Sängerin wie maĂźgeschneidert schien. Hier zeigen sich besonders Lolitas Stärken, die u.a. in der Zeitschrift „Film und Frau“ treffend beschrieben wurden: „Die Stimme dieser österreichischen Schlagersängerin [bietet] jenes flirrende Timbre, gemischt aus Herz und KeĂźheit, das einem modernen Mädchentyp entspricht. Lolitas Stimme ist so persönlich gefärbt, daĂź sie unverwechselbar bleibt.“ (Quelle: fuenfzigerjahresaenger.de).

Unverwechselbare Stimme, austauschbares Liedgut – damit gehörte Lolita in den 50er und 60er Jahren zu den Spitzenverdienern im Schlagergeschäft. Zumindest fĂĽr lange Zeit schien als also, als hätte die sympathische Interpretin selbst eine Zauberblume gefunden. Vielleicht war es aber auch eine ganz profane Kornblume?…

Aktuell: Lolita verstarb 2010 an einem Krebsleiden.

Urteil: Recht gewöhnliche und typisch gestaltete Schlagerballade, die mit einem simplem Refrain, aber auch einer sehr liebenswerten Umsetzung aufwartet.

Jan

Lolita – Eine blaue Zauberblume

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