Datum 1972
höchste Platzierung 1
Album Beautiful Sunday
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WOHLFÜHLTRÄLLEREI UND FROHSINNSHYMNE

Peter Charles Green arbeitete bereits viele Jahre als Komponist und Songwriter, große Erfolge waren ihm jedoch bisher nicht beschieden. Und wenn es nach dem Briten aus der zweitgrößten Stadt des Vereinigten Königreichs Birmingham gegangen wäre, hätte es durchaus auch so bleiben können: Als Arrangeur für andere Künstler wie Tom Jones („It’s Not Unusual“) konnte er sich weitestgehend im Hintergrund halten, Starkult war ihm weitestgehend fremd. Doch als die schwungvolle Countrypop-Nummer seiner Feder entsprang, witterte seine Frau Lesley den großen Coup: Das Demotape wurde direkt an mehrere Plattenfirmen verschickt und ihr Mann kurzerhand nach einem amerikanischen Pionier benannt. Daniel Boone war geboren und „Beautiful Sunday“ der erste (und einzige) große Hit des 30-Jährigen.

„Birds are singing, you by my side, lets take a car and go for a ride. Hey, hey, hey, it’s a beautiful day. We’ll drive on and follow the sun, making Sunday go on and on, hey, hey, hey, it’s a beautiful day.“ So erklang es auf einmal aus zahlreichen deutschen Radiostationen und in diversen Schlagermusiksendungen, interpretiert von einem etwas drollig dreinschauenden, bärtigen Mann, mit roter Mütze und dunklem schulterlangem Haar. Vielleicht ein nicht ganz typischer Star am Pophimmel, der nach seinem Auftakterfolg in Großbritannien („Daddy Don’t You Walk So Fast“) nun in Deutschland durchstartete.

Das Bedürfnis nach seichter Wohlfühlträllerei, einer Art Frohsinnshymne für die Posthippies, musste hierzulande stark ausgeprägt gewesen sein: „Beautiful Sunday“ lässt sich genauso beschwingt und magenschonend konsumieren wie eine Hühnerbrühe – der man jedoch wohl mehr geschmackliche Tiefe zugestehen mag als jenem Nummer 1-Titel aus dem Jahr 1972, der einfach nur konturlos die Gehörgänge umwebt. Green alias Boone selbst war dieser überraschende Erfolg eher unheimlich als angenehm, dennoch machte er, dem ja in seiner langjährigen Funktion als Produzent die Mechanismen des Musikgeschäfts durchaus vertraut waren, den üblichen Promotionwahnsinn mit: Alben („Beautiful Sunday“), Nachfolgesingles („Annabelle“, „Sunshine Lover“) und TV-Auftritte folgten.

Doch so schnell, wie der Erfolg über ihn hereinbrach, verließ er ihn auch wieder, in Deutschland wollte man lediglich Boones Impressionen eines gelungenen und liebeserfüllten Sonntags vernehmen, alles weitere verstaubte in den Regalen bundesdeutscher Musikläden. Den Song findet man heute noch auf solch betörenden Sampler-CDs wie „Sommer Highlights Vol. 2“, „Ü 30 – Der Partyzünder“ oder „20 Dynamic Hits“, die Geschichte der Kunstfigur Daniel Boone allenfalls auf wenigen von Google angezeigten Seiten – der Großteil der Einträge widmet sich dem Entdecker von Kentucky und Tennessee mit dem gleichen Namen…

Aktuell: Sowohl von Peter Lee Stirling (sein erster Künstlername) als auch von Daniel Boone sind keinerlei Spuren aktueller Musikveröffentlichungen zu finden.

Urteil: Beliebige Feiertagsmusik mit rudimentären Countrypop-Einflüssen, aber vor allem einem fantasielosem Arrangement, das den eigentlichen Künsten seines Erschaffers nicht gerecht wird.

Jan

Daniel Boone – Beautiful Sunday

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