Datum 1987
höchste Platzierung 6
Album Always Guaranteed
Website http://www.cliffrichard.org

SOZIALKRITIK ALS MELODIÖSE SOUNDWATTE

Irgendwann reichte es auch mit den allabendlichen Auftritten, solch ein Musical wie „Time“ im ehrwürdigen Dominion Theatre in London, in dem er die Rolle des Rockmusikers Chris Wilder verkörperte, schlaucht auf Dauer sicherlich ganz schön und außerdem überkam den 46jährigen Cliff Richard nun doch mal wieder die Lust auf eine neue Platte. Also verließ er die Bühne, gab den Stab an David Cassidy („Rock Me Baby“) weiter und verzog sich unmittelbar darauf ins Studio. Sein letztes reguläres Studioalbum „The Rock Connection“ war ein ziemlich unrühmlicher Ausrutscher in härtere und experimentellere Gefilde und stellte sich auch kommerziell als großer Flop dar. Aber der gebürtige Inder und Wahl-Brite hatte nunmehr eine solch lange Karriere hinter sich, dass er sich noch immer auf sein Gespür für die Bedürfnisse der Musikkonsumenten verlassen konnte. Und schließlich befanden wir uns in den 80ern, also waren Drumcomputer und wabernde Synthiflächen an der Tagesordnung. Das 1987 erschienene Album „Always Guaranteed“ beinhaltet unaufgeregten, zugleich aber auch souverän und höchst harmonieorientiert arrangierten Softpop, der die glockenklare und weiche Stimme des Showbusiness-Veteranen wieder mal perfekt zur Geltung bringt. Highlights sind das recht flotte „My Pretty One“, das entspannt dahintreibende „Forever“ und die erste Auskopplung „Some People“.

Hier besingt er die ganze Bandbreite existierender und fehlender zwischenmenschlicher Beziehungen, bei einigen funktioniert es gut – „Some people they long for each other, they love to talk, holding the other one’s hand, they always understand“ – bei anderen weniger – „Some people they hurt one another, they love to see, hurt in the other one’s eyes“ – aber gut zu wissen: „well, I’m not like that at all“. Selten dürfte eine solche kritische Sozialanalyse und die Betonung eigener menschlicher Rechtschaffenheit in melodiösere Soundwatte gepackt worden sein als bei diesem überaus erfolgreichen Comebackversuch, welcher Richard nach knapp sieben Jahren wieder mal einen Top 10-Hit in Deutschland, quasi seiner zweiten musikalischen Heimat (man erinnere sich: „Rote Lippen soll man küssen“), bescherte.

Bemerkenswert zudem ist auch das Musikvideo, welches das angesprochene Thema des Songs u.a. mit nachgestellten Szenen aus berühmten Filmen wie „Das verflixte siebte Jahr“ sowie einer eigenartigen Choreographie der in unterschiedlichsten Outfits ausgestatteten Tänzer bebildert. Ein Perfektionist, der sein Handwerk halt noch immer beherrschte.

Aktuell (2019): Noch immer tritt Richard auf zahlreichen Bühnen auf, im Sommer 2019 wird Dänemark bereist – mit Mitte 70. Dazu gibt es eine DVD zu seinem 60. Bühnenjubiläum.

Urteil: Ein rundum schöner und mit gewohnter Sanftmut interpretierter Popsong von Sir Cliff Richard, der damit auch den 80ern seinen durchaus gelungenen Stempel aufdrücken konnte.

Jan

Cliff Richard – Some People
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