Datum 1982
höchste Platzierung 7
Album Per Elisa
Website http://www.alice-officialwebsite.com/

POPNĂśMMERCHEN MIT GROSSER STIMME

Sie war die Vorbotin der Italien-Begeisterung in der Popmusik Anfang der 80er Jahre, und doch irgendwie auch nicht: Alice (ausgesprochen: „Alitsche“) wĂĽrde sich garantiert dagegen sträuben, in einem Atemzug mit der Italo-Disco-Welle genannt zu werden, und auch mit der Schmonzetten-Mousse von Al Bano & Romina Power sollte man sie wohl besser nicht vergleichen. Carla Bissi aber hatte keine andere Wahl, Interpreten wie Loretta Goggi oder Gianna Nannini waren hierzulande auf einmal gefragt wie nie, und so ritt die gebĂĽrtige Ober-Italienerin dann halt doch ein wenig mit auf der Welle der deutschen Italien-Euphorie – samt der Disco-Klassiker.

Die Fähigkeit ihrem Gesang immer etwas Melancholisches und geradezu WelterschĂĽtterndes zu verleihen, war und ist noch immer ihre Stärke. Ihr erster Erfolg „Per Elisa“ (1982) war nicht nur deswegen zugleich ihr bester: So unnachahmlich haben wohl bisher nur wenige Sängerinnen ihre Wut auf den Ex-Geliebten, der sich mit seiner neuen Flamme Elisa davonmachte, zum Ausdruck gebracht. Während dieser Song an melodiöser und gesanglicher Hingabe kaum etwas zu wĂĽnschen ĂĽbrig lässt, wirkt „Una Notte Speciale“, wenngleich kein schlechtes Lied, doch eher matt. Flotter Rhythmus, schlingernde Keyboard-Synthetik und eine Interpretin, die in den tieferen Tönen schon sehr an die rauchig-markante Stimme von Bonnie Tyler erinnert, damit liefert sie zwar durchaus einen Popstil mit Wiedererkennungswert, aber offenbart zugleich, dass sie damit ziemlich unterfordert ist. Genauso wie mit der ĂĽberflĂĽssigen Kooperation mit Stefan Waggershausen (der mit Viktor Lazlo Anfang der 90er ein weiteres Duett-Opfer aus einem Nachbarland suchte und fand) sowie ihrem Grand Prix-Auftritt 1984, zusammen mit ihrem Mentor Franco Battiato. Battiato oder auch „Il Maestro“ genannt, gilt in Italien bis heute als ein echter Allround-KĂĽnstler, dessen Oeuvre inzwischen unzählige Musikalben, Filme und Gemälde umfasst.

Alice jagte ihren Erfolgen Anfang der 80er Jahre, die sie vorwiegend in Deutschland hatte, bald immer vergeblicher hinterher – je anspruchsvoller und interessanter ihre Platten, desto weniger wurde sie von der Ă–ffentlichkeit noch wahrgenommen. Aber Beharrlichkeit zahlt sich halt irgendwann doch aus, und so landen auch längst vergessene Perlen der Popgeschichte schlieĂźlich dort, wo man von einem zähen wie erbarmungswĂĽrdigen Pensionären-Publikum garantiert mit höflicher Anteilnahme beehrt wird: beim ZDF. Der Auftritt bei der Sendung „Willkommen bei Carmen Nebel“ dĂĽrfte so etwas wie ein weiterer Comeback-Versuch gewertet werden (siehe Video auf ihrer Blog-Seite). Der Song? Geht so. Aber die Stimme lässt niemanden zurĂĽck, der ihr nicht fĂĽr die wenigen Minuten seine volle Aufmerksamkeit gewidmet hat.

Womit wir wieder bei „Una Notte Speciale“ wären.

Aktuell (2019): Stets auf Tour, und das mit orchestraler Begleitung: Franco Battiato und das Ensemble Symphony Orchestra liefern gemeinsam mit Alice große Folklore auf italienischen Konzertbühnen.

Urteil: FĂĽr sich stehend ist der Song ein ansprechend vorgetragenes PopnĂĽmmerchen mit dem notwendigen Flair sĂĽdeuropäischer Lebensart. Im Vergleich zu dem, was Alice sonst beherrscht und sie, abgesehen von einigen AusreiĂźern, auch selbst zu komponieren imstande ist, bleibt „Una Notte Speciale“ aber nur im durchschnittlichen Bereich.

Jan

Alice – Una Notte Speciale
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